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Zwischenzeugnis, kein Grund zur Sorge
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Zwischenzeugnis, kein Grund zur Sorge
Da steht es nun schwarz auf weiß: Deutsch - „mangelhaft“. Was schon seit längerem aufgrund der Noten in den schulischen Proben absehbar war, ist Realität geworden.
Das Zwischenzeugnis bringt es ans Licht. Mit solch einer Note können wahre Krisen in Familien hervorgerufen werden. Dabei ist es oft nicht die Note an sich, die den Schüler in Angst und Schrecken versetzt, sondern die Reaktion der Eltern.
Das Zwischenzeugnis ist aber nur eine Zwischenbilanz. Es hat keinerlei rechtliche Bedeutung und enthält Mitteilungen, die eigentlich niemanden überraschen dürften – weder Schüler noch Eltern. In der Regel kennen Schüler und Eltern den Notenstand.
Die schlechte Nachricht: Etwa acht bis zehn Prozent der Gymnasiasten und Realschüler haben alljährlich den Vermerk „Versetzung gefährdet“ im Zwischenzeugnis stehen. Die gute Nachricht: Nur die Hälfte davon fällt wirklich durch.
Das Zwischenzeugnis soll eigentlich als Orientierungshilfe für das zweite Schulhalbjahr dienen. Der Vermerk „Versetzung gefährdet“ muss daher noch lange nicht bedeuten, dass das Klassenziel nicht erreicht werden kann. Dennoch setzt der Notendruck in Hinblick auf die Zwischenzeugnisse besonders Grundschüler unter Stress.
Zwischenzeugnis oder Schüler-Eltern-Lehrer-Gespräch
Seit vergangenem Schuljahr haben die Grundschulen die Wahlmöglichkeit, ob sie ihren Schülern bis zur 3. Klasse ein Zwischenzeugnis geben, oder aber dieses durch ein Schüler-Eltern-Lehrer-Gespräch ersetzen. Pädagogisch sinnvoll, meint der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband.
Das Gespräch funktioniert dabei folgend: Bei diesem Gespräch setzen sich die Lehrerin, das Kind und auch die Eltern eine halbe Stunde zusammen und besprechen die Fortschritte des Kindes im Unterricht und sein soziales Verhalten in der Schule.
Vorab füllt sowohl die Lehrkraft als auch das Kind mit seinen Eltern einen Fragebogen aus, der die Grundlage des Gesprächs bildet. Dort stehen Sätze wie „Ich höre gut zu und lerne gerne etwas Neues“ oder „Ich lasse mich nicht ablenken“. Die Kinder können sich dann selbst einschätzen und mit „prima“, „überwiegend ja“, „teilweise“ oder „noch zu wenig“ antworten. Auch fachspezifische Fragen werden angesprochen. „Ich weiß, wie die Buchstaben klingen“ oder „Ich rechne Minus- und Plusaufgaben richtig“ heißt es da. Jede Schule kann selbst entscheiden, ob sie beim schriftlichen Halbjahreszeugnis bleibt oder zu den Gesprächen wechselt. Einverstanden sein müssen die Lehrerkonferenz und auch der Elternbeirat sollte im Boot sein. Das Kultusministerium verspricht sich davon eine „noch engere Bildungs- und Erziehungspartnerschaft“ zwischen Schule und Elternhaus. Zudem soll dadurch die Aufmerksamkeit der Eltern gegenüber der Leistungsentwicklung und dem Sozialverhalten des Kindes gesteigert werden kann.
Gelebte Praxis an weiterführenden Schulen
In vielen weiterführenden Schulen ist dies bereits gängige Praxis, was das Kultusministerium im Zuge des Modellprojekts „Modus 21 – Schule in Verantwortung“ vor einigen Jahren anregte. Statt eines Zwischenzeugnisses zum Halbjahr bekommen die Schüler, in den Klassen fünf bis acht, zwei Zwischenberichte über ihren Leistungsstand. Der Unterschied zum alten System: Nicht nur der derzeitige Notenstand, sondern alle Einzelnoten werden darin aufgelistet. Die Zwischenberichte schaffen dadurch Transparenz, den vor allem Eltern schätzen, denn nicht jeder Nachwuchs beichtet seinen Eltern alle Noten.
Jede weiterführende Schule in Bayern ist vom Kultusministerium darüber hinaus angehalten, die Erziehungspartnerschaft mit Eltern zu stärken. Noch bis kommendes Schuljahr haben die Schulen Zeit, ein auf sie zugeschnittenes Konzept der „Elternarbeit“ zu entwickeln.
IzEL statt Noten
Statt dem Zwischenzeugnis gibt es ebenfalls an einigen Montessorischule den IzEL (Informationen zum Entwicklungs- und Lernfortschritt). Dieser enthält keine Noten, gibt aber einen genauen Überblick über die Fortschritte in den einzelnen Fächern. Die Schüler werden in vier Stufen beurteilt, und es ist vermerkt, ob sie in einem bestimmten Bereich erst die Anfänge beherrschen oder schon Basiskenntnisse, gesicherte Kenntnisse oder vertiefte Kenntnisse haben. Ergänzende Briefe informieren über das Sozial- und Arbeitsverhalten der Kinder sowie über die Themen, an denen sie gearbeitet haben.
Statt Frust und Ratlosigkeit ist also von uns Eltern Übersicht und Ruhe gefragt. Die Schüler leiden eh unter den schlechten Noten, deshalb sollte keine zweite Exekution stattfinden. Viel mehr sollten wir schauen, was gemacht und geändert werden kann. Über schlechte Noten zu sprechen - ohne gleich in die Luft zu gehen - hilft den Kindern und Jugendlichen mehr als die Androhung harter Strafen und Zeit bleibt auf jeden Fall im zweiten Jahresabschnitt alles noch auszubügeln.
So helfen Sie Ihrem Kind bei einem schlechten Zeugnis
Am wichtigsten ist es jetzt, Ihrem Kind die nötige Hilfe zu geben. Gemeinsam fällt es viel leichter, die Ursachen für schlechte Noten zu finden und die Schwächen früh genug zu beheben. Mit viel Ansporn zur Verbesserung kann Ihr Kind sich bald wieder über gute Noten freuen: Führen Sie ein klärendes Gespräch. Überlegen Sie zusammen mit Ihrem Kind, wo seine Schwäche liegen. Das Gespräch am besten in angenehmer Atmosphäre beim Essen oder bei einem Spaziergang führen.
Gehen Sie nicht emotional in das Gespräch: Sortieren Sie Ihre Gedanken. Versetzten Sie sich auch in die Lage Ihres Kindes. Wie waren Ihre eigenen Zeugnisse? Waren Sie auch eher kein Mathegenie? Liegt Ihnen Sport überhaupt nicht? Fragen Sie Ihr Kind, was es über sein Zeugnis denkt: Wo sieht Ihr Kind selbst seine Probleme und Schwachstellen für die schlechten Noten? Wichtig ist: Die schlechten Noten lassen sich nicht mehr ändern. Auch nicht durch Vorwürfe. Planen Sie gemeinsam konkrete Schritte und Ziele für die Zukunft. Sprechen Sie Ihre Sorgen und Gefühle offen aus: Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie besorgt sind, aber dass Sie es auf jeden Fall lieben. Beraten Sie sich auch mit den Lehrern: Sie sollten die Lehrer Ihres Kindes als Verbündete, nicht als Gegner sehen. Der Lehrer kennt das Lernverhalten Ihres Kindes sehr gut und kann sicher eine gute Strategie vorschlagen, die zum Lernerfolg Ihres Kindes beiträgt.
Schreiben Sie die Ergebnisse auf: Sowohl Sie als auch Ihr Kind sollten eine Art Tagebuch führen und aufschreiben, ob und wie sich die Leistungen gebessert haben.
Lassen Sie Ihrem Kind Zeit für seine Hobbys: Gerade bei schlechten Noten braucht Ihr Kind positive Erfahrungen zur Stärkung des Selbstwertgefühls.
Am wichtigsten aber ist, lassen Sie sich nicht von Freunden und Bekannten mit guten Ratschlägen verunsichern. Sie und ihr Kind meistern die Probleme immer noch gemeinsam am besten.