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Weihnachtliche Gewürze
Es sind nicht nur die Geschenke und der Weihnachtsbaum, die uns in Weihnachtsstimmung bringen.
Auch Leckereien wie Zimtsterne, Lebkuchen und Anisplätzchen tragen zur Festtagsstimmung bei. Das Geheimnis dafür sind die enthaltenen Gewürze, deren ätherischen Öle auf uns wirken. Die heute verwendeten traditionellen Weihnachtsgewürze wie Zimt, Sternanis, Muskat, Vanille, Ingwer, Gewürznelken und Kardamom sind bereits seit Hunderten von Jahren in der Adventszeit im Einsatz. Sie verleihen dem Gebäck das typische Aroma und sorgen mit ihren ätherischen Ölen für den Duft, der uns in Weihnachtsstimmung versetzt. Die ätherischen Öle sind Aromata, die von unserem Geruchssinn wahrgenommen werden. Dieser beeinflusst über das sogenannte limbische System auch unsere Gefühle. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass selbst ein Hauch von Zimt oder Sternanis augenblicklich weihnachtliche Kindheitserinnerungen auslösen kann. Gewürze können auch direkt den Serotoninspiegel beeinflussen und so die Laune verbessern. Der Serotoninspiegel im Gehirn hängt auch von der Intensität des Tageslichts ab, weshalb wir vor allem in der dunklen Jahreszeit mehr Lust auf Schokolade und Gebäck verspüren. Aber Gewürze können noch mehr. Im Altertum bereits als Heilmittel eingesetzt, schützen sie vor Infektionen, bringen Verdauung und Kreislauf auf Trab und können sogar Schmerzen lindern.
Kostbarkeiten aus dem Orient
Die Weihnachtsgewürze wurden im Mittelalter allgemein als 'Pfeffer' bezeichnet, weil sie genauso kostbar und unerschwinglich waren wie der Pfeffer selbst. Die sogenannten Leb- oder Pfefferkuchen, bestanden aus Honiggebäck, die auch sonst gerne gegessen wurden.
Zur Weihnachtszeit kam 'Pfeffer' hinzu. Je nach dem, was an exotischen Gewürzen zur Verfügung stand, wurden Ingwer, Nelken oder Zimt beigegeben. Jahrhundertelang blieben die exotischen Kostbarkeiten nur etwas für die Reichen. Die Beschaffung aus dem Orient über lange, gefährliche Handelswege mit vielen Zwischenhändlern machte sie zu einer seltenen, teuren Ware. Gewürze wurden deshalb auch als Zahlungsmittel eingesetzt oder mit Gold aufgewogen. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts gelang es den Europäern das Handelsmonopol der Araber zu brechen. Obwohl nun zunehmende Mengen nach Europa kamen, blieben Gewürze weiterhin Luxus. Bis in die Neuzeit waren diese weiterhin nur den Adligen und Angehörigen der Kirche vorbehalten.
Qualität statt billiger Massenware
Im Gegensatz zu früher sind exotische Gewürze heute in jedem Haushalt zu finden. Durch Überproduktion und schnellen Transport sind Gewürze billig und zu jeder Zeit zu haben. Zur Massenware geworden stehen allerdings die Preise in keinem Verhältnis zu den Herstellungskosten. Nach wie vor sind die Produktion und Ernte der Gewürze in den Erzeugerländern sehr aufwendig und erfolgen häufig mühsam per Hand. Als Rohstoffe geliefert werden die Gewürze in heimischen Gewürz-Müllereien weiterverarbeitet, geschnitten oder gemahlen. Häufig wird bei den Gewürzen wenig auf gute Qualität geachtet. Der Griff zur billigeren Packung zahlt sich nicht aus, denn teurere Ware hat eine bessere Qualität. Durch den feineren Geschmack und eine höhere Würz-Intensität wird auch weniger gebraucht. Bei der Qualität spielen Herkunft, die richtige Ernte, Trocknung, Mahlvorgang, Verpackung und Lagerung eine große Rolle. Entscheiden Sie sich beim Kauf für kleine Mengen, da das Aroma schnell verfliegt.
Zimt
Zimt ist eines der wichtigsten Weihnachtsgewürze. Sein würzig-süßliches Aroma verfeinert Lebkuchen, Zimtsterne, Pfeffernüsse, Spekulatius und viele weitere Weihnachtsspezialitäten. Es werden drei Sorten gehandelt: Ceylon-Zimt, China-Zimt (Grundlage für gemahlenen Zimt), Padang-Zimt. Das vor allem in billigem chinesischen Cassia-Zimt enthaltene Cumarin kann gesundheitsschädlich sein. Man sollte also daran denken, wenn die Kinder (oder auch wir Erwachsene) zu Weihnachten viele Zimtsterne essen. Hier gilt der Grundsatz: in Maßen genießen! Verwenden Sie beim Backen Ceylon-Zimt, denn der Cumarin-Anteil ist wesentlich geringer als in anderen Zimtsorten. Cumarin kann bei Einnahme in den Blutkreislauf Kopfschmerzen und schwere Leberschäden verursachen. Zimt-Tee hat eine antibakterielle Wirkung, kräftigt die Verdauung, fördert die Durchblutung und hilft auch bei Erkältungen. Die wirksamen ätherischen Öle können sich bei gemahlenem Zimt allerdings schnell verflüchtigen. Ein Tipp: Statt fertigem Zimtpulver lieber eine Zimtstange frisch zerkleinern.
Anis - Sternanis
Ursprünglich stammt Anis aus Ägypten, Sternanis stammt aus China. Optisch sind die beiden Gewürze völlig verschieden und auch nicht miteinander verwandt. Anis ist bei uns hauptsächlich als Heilpflanze bekannt. Er wird aber auch in der Küche und zur Herstellung von Schnaps und Likör verwendet. Der Geschmack ist süßlich und sehr aromatisch. Traditionell wird Anis in Lebkuchen, Pfeffernüssen und Anisplätzchen verwendet. Es unterstützt aber auch die Verdauung von fetten Speisen, hilft bei Koliken und wirkt beruhigend. Sternanis schmeckt zwar ähnlich wie Anis, gehört aber zu einer anderen Pflanzenart. Die sternartige Frucht ist sehr dekorativ und ihre Samen geben Gebäck eine würzig-weihnachtliche Note. Sternanis fördert die Verdauung, hilft gegen Blähungen und verbessert zudem den Atem. In China gehört es zu dem klassischen Fünf-Gewürze- Pulver. Tipp: Nach der Mahlzeit kurz darauf kauen hilft gegen Völlegefühl und Unwohlsein.
Muskat
Entgegen ihres Namens zählt die Muskatnuss nicht zu den Nüssen sondern ist eine einkernige Beerenfrucht. Die Muskatnuss hat, in großen Mengen (5-30 g) eingenommen, eine aphrodisierende Wirkung und dies kann zu Halluzinationen mit Übelkeit und Kopfschmerzen führen. Die geringen Mengen Muskatnuss, die wir in der Küche verwenden, sind jedoch nicht schädlich. Muskat ist das Lebkuchengewürz schlechthin. Es ist im Handel im Ganzen oder auch gerieben erhältlich. Da das Aroma sehr schnell verfliegt, sollte der Muskat vor Gebrauch immer frisch gerieben werden. Die Muskatnuss findet auch Verwendung in der Volksmedizin z.B. bei Rheuma oder Magen- und Darm- Problemen. Tipp: Lichtgeschützt und luftdicht aufbewahrt, hält sich die Muskatnuss bis zu vier Jahre.
Vanille
Vanille ist das Gewürz, was insbesondere zur Weihnachtszeit nicht fehlen darf. Ursprünglich kam Vanille aus Mexiko. Die in der Fruchtkapsel einer Kletterorchidee liegenden, winzigen Samen enthalten das begehrte Gewürz. Echter Vanillezucker zeichnet sich durch kleine schwarze Pünktchen aus. Er steht im Unterschied zu Vanillinzucker, der aus künstlich hergestelltem Vanillin entsteht. Die Vanilleschoten bieten hingegen das volle Geschmackserlebnis, auch wenn das Herausschaben des Marks etwas mühsam ist. Tipp: Fest in luftdichten Gläsern verpackt hält Vanille ihr wundervolles Aroma drei Jahre.
Ingwer
Ingwer wurde schon von Konfuzius hoch geschätzt. Kein Tag soll vergangen sein, an dem er keinen Ingwer gegessen hätte. Die Wurzel macht Appetit und regt die Darmtätigkeit an. Im Winter wärmt ein heißer Ingwertee angenehm. Einfach ein paar dünne Scheiben Ingwer in eine Tasse mit heißem Wasser überbrühen, evtl. etwas Honig und Zitronen- oder Orangensaft zugeben. Für die Adventsbäckerei eignen sich vor allem pulverisierter Ingwer - gewürfelt oder kandiert ist er unentbehrlich im Lebkuchen, Spekulatius oder Früchtebrot. Tipp: Trocken und kühl hält sich die Ingwerwurzel einige Wochen im Gemüsefach des Kühlschranks.
Gewürznelken
Der Gewürznelken-Baum ist Heilpflanze des Jahres 2010. Die Nelke ist ebenfalls eines der ältesten Gewürze. Die Chinesen kennen es seit dem dritten Jahrhundert vor Christus. Nelken duften intensiv und würzen stark. Gewürznelken werden auch in der Medizin verwendet. Am bekanntesten ist wohl der Einsatz in der Zahnmedizin: Nelkenöl hilft bei Zahnschmerzen und Zahnfleischentzündungen und ist ein beliebtes Mittel zur Mundpflege. Nelken wirken auch verdauungsfördernd und regen den Appetit an. In der Weihnachtszeit kennt man sie unter anderem von Lebkuchen, Glühwein und Punsch. Es gibt aber auch eine nicht alkoholische Variante: Roten Traubensaft erwärmen und das Getränk nach Geschmack mit Nelke, Zimt und Koriander würzen. Tipp: Qualitativ gute Nelken fühlen sich fettig an, da schon beim Drücken mit dem Fingernagel ätherische Öle austreten. Außerdem schwimmen sie senkrecht im Wasser. Weniger gute Ware schwimmt flach auf der Oberfläche. Nelken sollten gut verschlossen und dunkel aufbewahrt werden.
Kardamom
Kardamom ist ein asiatisches Gewürz, das zur Familie der Ingwergewächse gehört. Im Gegensatz zu anderen Ingwer-Verwandten wird beim Kardamom aber die Frucht genutzt und nicht der Wurzelstock. Kardamom schmeckt leicht scharf und balsamisch und wird in Mitteleuropa vor allem als Lebkuchengewürz verwendet. Durch seine ätherischen Öle wirkt auch Kardamom auf den Magen-Darm-Trakt. Das Kauen der Samen verbessert außerdem den Atem und soll sogar die Stimme verschönern. Tipp: Im Orient würzen die Menschen der Bekömmlichkeit wegen Tee und Kaffee mit Kardamom. Einfach ein paar Kerne aus der Schale nehmen und in die Tasse geben. Ob die Menge an Gewürzen, die für Kekse und Kuchen verpulvert oder verrieben wird, tatsächlich messbar wirkt, ist eine andere Sache. Aber unabhängig davon, ob die Menge ausreicht – allein der Gedanke, dass wir uns besser fühlen, ist angenehm und beschert uns eine schöne Advents- und Weihnachtszeit mit vielen Leckereien.