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Neurodermitis – der Teufelskreis aus Infektion, Entzündung, Jucken und Kratzen
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Das große Leiden der Kinder
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Das große Leiden der Kinder
Neurodermitis – der Teufelskreis aus Infektion, Entzündung, Jucken und Kratzen
Neurodermitis ist eine leidvolle Krankheit, die chronisch ist und als nicht heilbar gilt. Der Teufelskreis aus Infektion, Entzündung, Juckreiz, Kratzen und schlaflosen Nächten belastet nicht nur die Kinder, sondern ebenso auch die Eltern.
Sie zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen: die Neurodermitis, bekannt auch unter atopische Dermatitis, atopisches Ekzem, endogenes Ekzem. Während in den 60er Jahren lediglich jedes 30. Kind im Vorschulalter unter Neurodermitis litt, hat die Häufigkeit in den vergangenen Jahren stark zugenommen, so dass heute fast jedes 6. Kind davon betroffen ist. Bei fast der Hälfte der Kinder manifestiert sich die Neurodermitis innerhalb der ersten sechs Lebensmonate, bei ca. 85% innerhalb der ersten fünf Lebensjahre.
Die Krankheit als solche verläuft in Schüben, ist nicht ansteckend und tritt in vollkommen unterschiedlichen Schweregraden auf. Ihre Ursache ist bislang nicht in allen Einzelheiten bekannt, doch handelt es sich um eine Störung des Immunsystems. Dabei richtet sich die Abwehrreaktion nicht gegen körpereigene Zellen, sondern gegen harmlose Fremdstoffe, die irrtümlich als gefährlich eingestuft werden. Die so gestörte Haut-Barrierefunktion – der Säureschutzmantel der Haut kann sich nicht in ausreichendem Maße wieder selbst aufbauen – geht mit einem Feuchtigkeitsverlust der Haut einher. Erblich vorbelastete Kinder, deren Familienmitglieder an allergischem Heuschnupfen, Asthma oder Bindehautentzündung leiden, sind deutlich häufiger betroffen. Jedoch besteht bei etwa vier von fünf Kindern die Chance, dass sich die Neurodermitis nach der Pubertät „auswächst“.
Typisch für die Neurodermitis sind oberflächliche Entzündungen, die überwiegend im Gesicht, Hals, in den Arm- sowie Kniebeugen auftreten. Der in Phasen auftretende Juckreiz zwingt die Betroffenen zum Zerkratzen der Haut. Die Folge sind oft schwere Hautschäden und die Gefahr von zusätzlichen Infektionen der Hautstellen. Eltern fühlen sich zunächst oft überfordert und hilflos und vertrauen viel zu oft Wundermittel und „Dr. Google“. Hier warne ich alle Eltern entschieden vor vermeintlichen Heilmitteln und selbst gewählten Neurodermitis-Diäten. Es ist der falsche Weg, alles Mögliche auszuprobieren, um Ihren Kindern zu helfen. Als Dermatologin habe ich Kinder mit schweren Mangelernährungszuständen gesehen, die aufgrund von Diäten im Selbstversuch nicht selten sind.
Mit der Diagnose können informierte Eltern eine Menge dazu beitragen, die Symptome der Neurodermitis zu lindern und ihrem Kind das Leben zu erleichtern, weshalb es für mich wichtig ist, die Eltern in das Therapieprogramm einzubeziehen, so dass sie als „Co-Therapeuten“ eine wichtige Rolle übernehmen.
Die Behandlungssäulen für mehr Lebensqualität bei Neurodermitis stützt sich auf Basistherapie: Hierunter versteht man die mehrmals tägliche Pflege der Haut, um die Schubfrequenz zu verringern und die beschwerdefreien Phasen möglichst lange aufrechtzuerhalten. Auslöser vermeiden, wie Kleidung, Klima, Schwitzen, psychische Belastungen, die den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen. Ausreichend antientzündliche Therapie: äußerliche Behandlungen, wie schwache kortisonhaltige Salben, Lichttherapie, Bio-Resonanz-Therapie, Homöopathie, um den Teufelskreis aus Infektion, Entzündung, Juckreiz, Kratzen zu durchbrechen.
Hier finden Sie Hilfe:
Vereine/Verbände
Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind e.V.
Postfach 1141
35721 Herborn (Hessen)
T 0 27 72-9 28 70
E-Mail: koordination@aak.de
www.aak.de
Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
An der Eickesmühle 15-19
41238 Mönchengladbach
T 0 21 66-64 78 820
E-Mail: info@daab.de
www.daab.de
Deutscher Neurodermitis Bund e.V.
Baumkamp 18
22299 Hamburg
T 0 40-23 07 44
E-Mail: info@neurodermitis-bund.de
www.neurodermitis-bund.de
Hilfreiche Tipps bei Neurodermitis
- Eine möglichst stabile emotionale Situation schaffen.
- Extrem feuchtes oder extrem trockenes Klima meiden.
- Kleidungsstücke aus Wolle oder raue Kunststofffasern meiden, günstiger sind Baumwollstoffe, Leinen oder Seide.
- Kleidungsstücke nach der Wäsche besonders gut spülen.
- Keine Klar- oder Weichspüler verwenden.
- Auch zwischen den Krankheitsschüben in ekzemfreien Zeiten die Haut mit den verschriebenen kortisonhaltigen Salben behandeln. Diese jedoch dünn auftragen, dafür lieber öfter.
- Wichtig ist die Hygiene, weshalb nur mit sauberen Händen eingecremt werden sollte.
- Zu lange, warme Vollbäder und Seifen trocknen die Haut aus und stören den Säureschutzmantel. Nur pH-neutrale Seifen und Badezusätze verwenden.
- Nach dem Bad oder der Dusche die Haut sehr gut abtrocknen.
- Alternativen zum Kratzen: Klopfen, zupfen oder reiben Sie sanft die juckende Stelle. Bei Bedarf juckreizstillende Mittel verordnen lassen.
- Keine unbegründeten Diäten ausprobieren, da es keine generelle Neurodermitis-Diät gibt. Ein Allergie-Test sollte ausschließlich unter erfahrener ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.
- Fingernägel kurz schneiden, damit keine Hautschäden entstehen.
- Positive Ablenkung: Besonders kleine Kinder lassen sich durch Spiel und Spaß vom Juckreiz ablenken.
- Während der Nachtruhe sollte eine kühle Umgebungstemperatur – etwa 16° C – im Schlafzimmer herrschen.
- Luftdurchlässige Decken und kühlende Bettwäsche aus Seide oder Baumwollsatin helfen, den Juckreiz zu reduzieren und somit den Nachschlaf zu verbessern.
- Für Kinder mit besonders schwerem Verlauf der Erkrankung gibt es spezielle Kleidung, die eigens für Neurodermitiker entwickelt wurde